Kürzlich hatten wir mit dem Dark Horse die neueste Ausprägung des Ford Mustang im Fuhrpark. Jetzt wurde das ebenso arge GT Convertible nachgereicht.
Aus der Zeit gefallen. Dieser Satz fällt den meisten als erstes ein, wenn sie vor dem Ford Mustang stehen. Acht Zylinder in V-Form, fünf Liter Hubraum, 446 PS, Heckantrieb und ein Sound, der unsere krisengeschüttelte Erde erbeben lässt, das muss man sich heutzutage mal trauen. Und Ford traut sich. Nach wie vor.
Unter der Motorhaube wohnt wie bei diesem Modell gewohnt der freisaugende V8 mit dem klingenden Namen „Coyote“ – standesgemäß ist er fünf Liter groß und brachial wie eh und je. Auch wenn es sich hier um ein Cabrio handelt und man denken möchte, dass sich Ford im Gegensatz zum supersportlichen Darkhorse hier ein wenig zurückhalten wird, ist die Aussprache gewohnt deftig und auch an der Tankstelle sollte man starke Nerven bewahren. Allesamt Attribute, die eigentlich völlig gestrig und eben aus der Zeit gefallen aber gerade deswegen für uns Benzinbrüder so wertvoll sind.
Umstehende Nichtversteher werden in der Regel zu Dauerkopfschüttlern und deine Nachbarn ob der lautstarken Kaltstarts am frühen Morgen zu deinen Feinden. Weil bei aller Nachbarschaftsliebe – gerade im kalten Zustand klingt dieser Rowdy unter der Motorhaube besonders erquickend. Ja, man könnte sich auch ins Menü quälen und den Auspuff auf leise stellen… könnte man. Wir fanden die Methode „schnell und schmerzlos“ passender, ließen den Motor kurz aufbrüllen und suchten dann eilig das Weite.
Leider gibt es immer weniger Leute, die diesem Auto freundlich gesinnt sind, außer sie sitzen selbst drinnen und ticken wie wir.
Aus der Sicht des Fahrers sieht man alles klarerweise ein wenig rosaroter. Die Umwelt kommentiert unseren wohlmeinenden Beitrag zur akustischen Behübschung in den meisten Fällen mit grimmigen Blicken und Kopfschütteln. Aber es gibt sie noch, die meist jugendlichen Beiwohner dieser Show, die ihre Smartphones zücken und mit feuchtem Blick und verklärtem Grinsen ein kleines Video zur Erinnerung drehen.
Ganz Leidenschaftliche switchen nach der Warmlaufphase in eher sportlichere Fahrprogramme – obwohl auch der Normal-Modus herrlich zu diesem Auto passt. Die Zehngang-Automatik hantelt sich dann in Windeseile durch die Gänge um einem dann niedertourig im Siebten durch die Gegend zu schicken. Der Sound bleibt freilich stets präsent. Dieser V8 braucht eigentlich keine Drehzahlen – vier Gänge würden auch reichen.
Über Land dann in den SPORT-Modus. Dach offen und eine schön kurvige Strecke. Mehr braucht´s nicht.
Das Dach öffnet teilautomatisch in Windeseile – man muss nur den Drehhebel an der Windschutzscheibenkante betätigen und dann ein winziges Knöpfchen lange genug drücken. Wir hatten leider nicht ganz so optimales Wetter und freuten uns über die leistungsfähige Sitz- und Lenkradheizung. Hier darf man den Wind nämlich noch spüren – ein Windschott gab´s in unserem Testwagen nicht.
Der Mustang liegt überraschend kommod auf der Straße, bügelt Unebenheiten recht gut weg und ist auch ziemlich verwindungssteif konstruiert. Das in vielen Cabrios übliche Zittern des Rückspiegels findet hier so gut wir gar nicht statt und auch in schnellen Kurven oder auf schlechter Straße verwindet die Karosserie kaum. Somit ist es auch möglich, den Mustang auch etwas forcierter durch die Landschaft zu treiben und dabei dem bösen Grollen aus den beiden Doppelauspuffrohren zu lauschen.
Und ja, Durst hat nicht nur der Dark Horse, sondern auch das Cabrio. Es ist uns kindischen Testern nicht gelungen den Schnitt unter die 14 Liter Super zu drücken, die fünf Liter Hubraum wollten halt befüllt werden. Es gingen natürlich auch zehn aber das ist dann eher was für’s echte Leben abseits eines Fahrzeugtests. Es gilt halt: Wer über den Verbrauch meckert, sitzt definitiv im falschen Auto.
Unterm Strich
Wer den Ankauf eines Ford Mustang GT Convertible überlegt, der sollte ein paar wichtige Kriterien erfüllen:
- Gesundes Selbstbewusstsein
So ein Auto permanent gegenüber seinen neugierigen Mitmenschen zu argumentieren, ist eine echte Challenge. - Liebe
Nur echte Benzinbrüder und -schwestern erweisen sich dieses Fahrzeugs würdig. - Kohle
Nicht nur der Ankaufspreis (ab EUR 92.482,-) ist aufgrund erhöhter NoVA eine Herausforderung, auch eventuell drohende Strafzölle auf US-Autos treiben die Kosten nach oben. Ganz zu schweigen von den laufenden Ausgaben – der Gaul will schließlich gefüttert, versichert und versteuert werden.
Unser Dank gebührt, wie immer an dieser Stelle bei derartigen Tests, den Verantwortlichen von Ford, die solche Autos trotz Gegenwind weiterhin im Programm behalten.