Der BMW CE 02 entbehrt jedweder Vernunft. Genau das macht ihn reizvoll.
Auch im einspurigen Elektrobereich bietet BMW spannende Geräte an. Mit dem CE 02 schlägt BMW seit heuer mit einem weiteren Elektroroller Wellen. Wie bereits der polarisierende CE 04, hebt sich auch der BMW CE 02 mit seinem schrägen Design aus der Masse hervor. BMW peilt damit definitiv ein junges Publikum an – dementsprechend steht auch der Begriff „eParkourer“ seitlich drauf.
Abholung bei BMW Höglinger in Linz. Mein Sohn bringt mich mit dem Auto hin. „Holst du den CE 02? Ich hoffe, dein Chaffeur ist noch nicht weg!“, grinst mir der freundliche BMW Mensch schon von weitem entgegen und deutet auf eine unförmige, schwer wirkende Tasche in seiner Hand – darin das Ladegerät. „Das fängt ja gut an,…„, denke ich mir und sprinte wieder nach draußen um meinen Sohn zu stoppen. In mir manifestiert sich die Befürchtung, dass weitere Strecken entweder einen Rucksack für den Ladeziegel oder ein Begleitfahrzeug erfordern. Diese Befürchtung bewahrheitet sich in weiterer Folge – unkompliziertes Anstecken mit einem schlanken Kabel alleine spielt´s beim BMW CE 02 wirklich nicht.
Egal, testen wir das Gerät. Der CE 02 spricht deutlich die Designsprache der bayrischen E-Mopeds. Soll heißen, er ist einfach anders als alles andere auf der Straße und dementsprechend auffällig. Irgendwie eine Art Playmobil-Version der seligen Suzuki RV125 oder Honda Dax aus den späten Achtzigern. Und er sieht dank seiner geringen Größe und Schlankheit leichtgewichtig aus – was auch zutrifft: Rund 130 Kilo bringt das Ding auf die Waage – und das trotz einer normalerweise schwergewichtigen E-Technik.
Die Schokoladenseite ist definitiv die Front, mit ihrer gülden glänzenden Gabel (wenn man die Bestausstattung „Highline“ gewählt hat), der winzigen Digitalanzeige und dem hochkant stehenden LED-Scheinwerfer darunter. Das Heck mit seinem freistehenden Scheibenrad sieht wiederum ein wenig nackt aus. Man kann und sollte es mit den von BMW angebotenen Packtaschen aufhübschen und die Maschine dadurch gefühlt um 100 Prozent alltagstauglicher machen. Denn Stauraum gibt es in der Basis NULL und wer will schon das Verbandspaket, die Papiere oder den oben erwähnten Ladeziegel am Körper im Rucksack mitschleppen.
Man sitzt auf einem Brett von einer Sitzbank – dieses zieht sich vor bis zum Lenkkopf. Das wirkt optisch unbequem, dennoch sitzt man recht gut am CE 02 – sofern man alleine fährt. Zu zweit muss man weit nach vorne rutschen, damit wird´s etwas unkomfortabler. Wer mehr Polster will, kann den CE 02 übrigens auf die zwei Zentimeter höhere Comfort Sitzbank aufrüsten. Trittbretter gibt´s keine, dafür zwei nicht einklappbare Fußrasten an jeder Seite – fährt man alleine kann man sich aussuchen, wo man seine Füße platziert – gemütlich vorne oder eher sportiv auf den hinteren Rasten. Gebremst wird Roller-typisch per Handhebel.
Wir sind die „scharfe“ Version des BMW CE 02 gefahren. Sie leistet 11 kW (15 PS) und kann somit sogar schon ab einem Alter von 16 Jahren gefahren werden. Gestartet wird, wie bei solchen Geräten oft üblich mit mehreren Knopfdrucken – der Schlüssel bleibt dabei in der Tasche. Schon beim Wegstarten spürt man das geringe Gewicht und das deftige Drehmoment des E-Antriebs – in wenigen Sekunden geht´s auf Fünfzig und bis rauf auf fast 100 km/h. Begleitet wird die Show von deutlich hörbarem Heulen – man fällt also nicht nur optisch auf, sondern auch akustisch.
Der BMW CE 02 liegt knackig auf der Straße. In der Stadt ist die Maschine eine wahre Macht, da gibt es keine Lücke, die zu klein zum Durchwuseln ist. Und auch beim Ampelstart gibt´s kaum Konkurrenz. Ganz BWM-typisch lässt sich auch dieses Motorrad kinderleicht fahren. Da stören keine unguten Fahreigenschaften – einfach am Gasgriff drehen, lossprinten, präzise anbremsen und einlenken. Ebenso markentypisch die gute Verarbeitungsqualität – da scheppert oder wackelt nix – vor allem bei Elektrofahrzeugen hört man da schnell was klappern. Hier alles ruhig.
Wie heutzutage üblich gibt´s auch beim CE 02 mehrere Fahrmodi zur Auswahl. In der Grundausstattung „Flow“ und „Surf“ und in unserer Highline-Variante auch noch „Flash“ – da geht´s einen Hauch sportlicher und mit mehr Rekuperation ans Werk. Stichwort Reichweite – mit rund 90 Kilometern bietet der CE 02 für sein natürliches Habitat, die Stadt, ausreichend E-Stoff – Reichweitenängste kamen in unserem Fall nie auf. Wer weiter weg will, muss halt das Ladegerät mitnehmen, was in der Regel wahrscheinlich nicht notwendig ist, weil man mit dem BMW CE 02 sowieso nicht weiter weg will.
Unterm Strich
Lustig und unkompliziert durch die City surfen. Wer das will ist hier definitiv richtig. Man muss allerdings drei KO-Kriterien in Kauf nehmen:
- In der Grundausstattung gibt´s Null Stauraum, also auch keine Möglichkeit seinen Helm während des Parkens beim Fahrzeug zu lassen – lässt sich lösen mit diversen (aufpreispflichtigen) Packlösungen aus dem BMW-Sortiment.
- Schnell mal unterwegs wo anstecken? Wird schwierig, wenn man das Ladegerät nicht mit hat. Wo der CE 02 aber ebenfalls richtig gut passt, ist hinten am Wohnmobil auf Reisen. Sein niedriges Gewicht und die geringen Abmessungen matchen sich perfekt. Geladen wird dann mittels Ladegerät am Wohnmobil.
- Schlussendlich das KO-Kriterium aller BMW-Produkte – der Preis. Unsere Highline-Variante (und die braucht´s einfach) kostet satte 9.463 Euronen. Welcher Sechzehnjährige kann sich sowas leisten – bzw. welcher Papa kauft seinem Sprössling um diesen Betrag so ein Teil? Ein paar wird´s schon geben, aber wir befürchten, dass der BMW CE 02 damit eine seltene Erscheinung auf Österreichs Straßen bleiben wird. Was schade ist.