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Dunkle Pferde leben länger.

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Zugespitzt und angeschärft geht der Ford Mustang ins 60. Lebensjahr. Ob es sein letztes Aufbäumen ist? Wir wissen es nicht, hoffen aber inständig auf ein weiteres langes Leben.

Der Spruch „Totgesagte leben länger“ gilt nicht nur für die Rolling Stones, auch der Ford Mustang feiert schon seit Jahrzehnten wiederholt seine Auferstehung. Auch heuer hatten wir wieder das Vergnügen eine neue Modellgeneration des Ponycars zu fahren.

Dark Horse nennt Ford die derzeit ärgste zivile Ausbaustufe des Mustang.

Der Sportwagen wurde optisch zärtlich nachgeschärft, trägt jetzt einen Hauch mehr Kante und blickt aus deutlich schmäleren Scheinwerfern. Das Technik-Layout blieb gleich – sprich fünf Liter Hubraum aus acht Töpfen in V-Form, gekoppelt an ein Zehngang-Automatik-Getriebe, welches die Kraft an die Hinterläufe liefert. Ganz hinten die übliche Auspufforgie aus vier armdicken Rohren. Fake ist beim Mustang ein Fremdwort – der Sound, der hinten raus kommt ist nach wie vor atemberaubend.

Sie wünschen, wir spielen.

Wie gewohnt kann man entscheiden, ob man seine Umwelt akustisch verschonen (eher nicht) oder mittels Kaltstart und offenen Auspuffklappen am Sound erfreuen will (eher schon). Das Erfreuen gelingt in vielen Fällen, es gibt aber eigenartiger Weise auch Menschen, die diesem Spektakel nichts abgewinnen können. Egal, uns hat´s gefallen.

Ebenfalls darf man wählen, wie brutal man sein Dark Horse aufzäumt. Die Spreizung ist groß – sie reicht von Winterprogramm bis Rennstrecke. Dazwischen findet man noch Normal und Sport. So richtig zahm wird der Mustang mit keiner dieser Einstellungen – zusätzlich lassen sich noch Parameter wie Lenkung, Federung und eben auch Auspuffsound nahezu beliebig anpassen. Außerdem gibt´s für die ganz kindischen Momente noch eine Driftbremse sowie abbremsbare Vorderräder für die Vernichtung der Hinterreifen per klassischem Burnout.

Das Interieur ist jetzt digitaler geworden. Hinterm Lenkrad befindet sich zwei miteinander verschmolzene Bildschirme, die bis zur Fahrzeugmitte reichen. Bedient wird der Mustang über den Touchscreen, via Lenkradtasten oder über ein paar normale Schalter. Auffällig ist der Handbremshebel, der eine mechanische Bremse nur imitiert, in Wirklichkeit aber elektrisch arbeitet. Die Verarbeitung ist ok – wer allerdings höchste Verarbeitungsqualität sucht, der sollte eher zu Porsche greifen (und mehr zahlen). Der Ford Mustang ist und bleibt ein hemdsärmeliger Amerikaner.

Wer möchte, blickt auf coole Retro-Mustang-Instrumente aus den Neunzigern.

Fahrdynamisch passt alles perfekt ins Bild. Die Federung ist überraschend komfortabel, der Wagen aber dennoch sehr präzise zu fahren – was auch an der zielgenauen Lenkung und den packenden Brembos liegt. Die Antriebseinheit beherrscht die Szene – der Motor ist omnipräsent und die Automatik wechselt die Gänge schnell und unmerklich. Noch geiler war die Handschaltung des kürzlich getesteten Ford Mustang Mach 1 – aber wer weiß, vielleicht kommt da noch was nach.

Unterm Strich

Ist der Ford Mustang nun ein aussterbender Saurier oder doch eine erhaltenswürdige Spezie? Jeder muss das für sich selbst beantworten. Unser Testverbrauch von 19,8 Liter auf hundert Kilometern spricht eher für ersteres, ebenso wie der Österreich-Preis von deftigen 110 Riesen.

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