Kurz vor dem Auslaufen der aktuellen Generation hat Ford das Mustang Cabriolet nochmals ordentlich aufgebrezelt. Als California Special brüllt das offene Ponycar ein letztes Mal die Sonne an, bevor es dann kommendes Jahr neu kommt.

Die Bezeichnung California Special kommt beim Ford Mustang nicht zum ersten Mal zum Einsatz – schon in den Sechzigern verkörperte der “CS” das Idealbild eines offenen Musclecars. Auch die aktuelle Version steht dem nicht nach und zeigt sich mit prägnanten grau lackierten Alufelgen, feiner Lederausstattung und jeder Menge Badges rundherum.

Unter der Motorhaube wohnt der freisaugende V8 – fünf Liter groß und brachial wie eh und je. Sein Gehabe ist – schlicht gesagt – einfach herrlich machoid. Die Aussprache ist gewohnt deftig und sein Durst gleicht dem eines Werftarbeiters nach Feierabend. Allesamt Attribute, die eigentlich völlig gestrig und aus der Zeit gefallen und wahrscheinlich gerade deswegen so wertvoll sind.

Das Ford Mustang GT Cabriolet sollte man aus dem richtigen Blickwinkel betrachten, nämlich aus der Sicht des Fahrers.
Umstehende Nichtversteher werden wohl zu Dauerkopfschüttlern, Nachbarn ob der brachialen Kaltstartorgien am frühen Morgen zu Feinden und wenn man, so wie wir einmal an einer “Fridays4Future”-Demo vorbeigebollert ist und deren Teilnehmer plötzlich ganz nervös beginnen, nach Steinen zu suchen, die sie einem nachschmeißen können, ist man froh, dass die Beschleunigung des Ford sehr gut und das Problem aus deren Sicht bald in weiter Ferne ist. Leute, die diesem Viech freundlich gesinnt sind, gibt es leider immer weniger.

Aus der Sicht des Fahrers sieht man das Thema Mustang klarerweise ganz anders aus. Ok, man könnte den Auspuff frühmorgens auch auf “leise” stellen, nur ist das a.) ziemlich umständlich und b.) klingt der Huster, der da aus den vier armdicken Auspuffrohren tönt einfach zu gut, um ihn nicht zu genießen. Es heißt halt anschließend, flott Land zu gewinnen um nicht den Zorn der aufgeweckten Nachbarschaft voll abzukriegen.

Ganz Leidenschaftliche switchen nach der Warmlaufphase in eher sportlichere Programme – obwohl auch der Normalo-Modus herrlich zu diesem Auto passt. Die Zehngang-Automatik hantelt sich dann in Windeseile durch die Gänge um einem dann niedertourig im Siebten durch die Stadt zu schicken. Der Sound freilich bleibt präsent. Anders als beim zuletzt getesteten Mustang Mach1 braucht dieser V8 keine Drehzahlen – auch die zehn Automatik-Gänge würde er nicht benötigen.

Überland dann im SPORT-Modus – Auspuffsound auf RACE. Dach offen und eine schön geschwungene, nicht zu schmale Strecke.
Das Dach öffnet in Windeseile – man muss nur einen massiven Drehhebel an der Windschutzscheibenkante betätigen, dann erledigen Elektromotoren in wenigen Sekunden den Rest. Man darf den Wind im Mustang Cabriolet noch spüren – ein Windschott wäre irgendwie unpassend – eher was für Lulus und die gehören definitiv nicht hinters Steuer dieses Geräts.

Der Mustang liegt bequem auf der Straße, bügelt Unebenheiten zuverlässig weg und ist auch ziemlich verwindungssteif konstruiert. Da gibt´s kein Zittern oder Knarzen und auch in schnellen Kurven oder auf schlechter Straße verwindet sich nichts. Es macht definitiv Spaß dieses Auto auch etwas forcierter durch die Landschaft zu werfen und ergriffen dem bösen Bollern aus den beiden Doppelauspuffrohren zu lauschen.

Ach ja, Durst hat er klarerweise auch, der Kerl. Rund 14 Liter Super haben wir im Schnitt verbrannt, fünf Liter Hubraum und 449 PS wollen schließlich versorgt werden. Es gingen natürlich auch zehn aber das grenzt dann wohl an Themenverfehlung. Wer sich über den Verbrauch mokiert, sitzt definitiv im falschen Auto.

Fazit
Wer sich ein Ford Mustang Cabriolet zulegt, der sollte in erster Linie ein gestärktes Selbstbewusstsein besitzen und auch eine dicke Haut aufweisen. Die Kritiker dieser Art Autos werden immer mehr, allerdings darf man nicht vergessen, dass zwar die Fans weniger werden, deren Liebe aber immer größer. Unser Dank gebührt den Verantwortlichen von Ford, die solche Autos trotz Gegenwind weiterhin im Programm behalten.

Sollte es noch nicht vergriffen sein, kostet das Ford Mustang 5.0 V8 Cabriolet als California Special EUR 86.951,- – unser Tipp: Schnell noch zuschlagen.