Ein Elektroauto ist dann etwas Besonderes sein, wenn dich an der Ampel sogar die Tesla-Fahrer ansprechen und mit Fragen über das Auto löchern.

Normalerweise ignorieren die Jünger der amerikanischen E-Marke ja die Modelle der Konkurrenz tunlichst. Nicht so beim Polestar 2. Wenn man sich dann das Auto näher ansieht, versteht man auch warum.

Nach dem Motto “Weniger ist mehr” brilliert der Polestar 2 mit klaren Linien und wohltuender Unkompliziertheit.

Irgendwie kann man nicht wirklich definieren, warum man den Polestar 2 so attraktiv findet. Wahrscheinlich liegt es an der erfrischenden Unaufgeregtheit, die das Auto ausstrahlt. Protz und Bling-Bling sucht man vergebens – die Karosserie ist ob ihrer feinen Schlichtheit einfach ein Genuss im Verein der aufgetakelten Konkurrenz.

Polestar findet es nicht einmal notwendig, das Logo prägnant am Grill vor sich her zu tragen. Stattdessen klebt ein in Wagenfarbe lackierter Stern weitgehend unsichtbar auf der Motorhaube und am Heck. Schaut man sich das Auto allerdings aus der Vogelperspektive an, erkennt man den stilisierten Polarstern sanft illuminiert leuchtend durchs Glasdach. Alles sehr subtil.

Ebenso eigensinnig wie cool gelöst ist die Platzierung der Modellbezeichnung als einfaches Pickerl an den vorderen Türen. Andere kleben verchromte Schriftzüge ans Heck oder sonst wohin. Am Polestar ist das anders – wir sagen einmal smarter – gelöst. Das sind so Kleinigkeiten, die unterschwellig einfach wirken – auch wenn man sie gar nicht wirklich gleich bemerkt.

Die Linienführung des Polestar 2 ist auf den ersten Blick die einer normalen fünftürigen Limousine – auf den zweiten Blick erkennt man eine dezente Höherlegung. Dadurch wirkt das Auto optisch stämmiger als es ist. Dass das nicht so ist, sieht man an der Tatsache, dass der Polestar 2 nicht einmal die im Segment üblichen 21-Zoll-Plussize-Räder benötigt, er sieht dank seiner schlanken Erscheinung auch mit der serienmäßig, nicht ganz so riesigen 19-Zoll Bereifung toll aus.

Die praktische Laderaumabtrennung kennen wir von Volvo – vorne unter der Haube gibt´s einen “Frunk”, in dem die Ladekabeln gut untergebracht sind.

Das selbe Spiel im Innenraum. Auch wenn einige Bestandteile eindeutig aus dem Volvo-Regal kommen, hat es Polestar geschafft ein eigenständiges Interieur zu kreiieren. Man sitzt deutlich sportlicher hintern Lenkrad – die hochgezogene Mittelkonsole findet man so in keinem Volvo. Darüber ein hochkant frei stehender, scheinbar rahmenloser Touchscreen. Die Lautstärkeregelung, sowie die Schalter für Heckscheibenheizung und Frontdefroster befinden sich vor dem auffällig gestylten Fahrstufenhebel – dahinter noch die P-Taste. Das war´s mit Tasten – einen Startknopf braucht der Polestar 2 keinen. Einsteigen, Regler auf D und losfahren, das war´s.

Hinter dem Multifunktionslenkrad befindet sich ein konfigurierbares, digitales Kombiinstrument mit super-klarem Infodesign – auf Wunsch kann man sich dort die Google-Map einblenden oder einfach strukturierte Infos, wie Tempo oder Ladezustand ablesen.

Wir testen wirklich jede Menge Autos und der Polestar 2 gehört definitiv zu den wenigen Autos, die sich trotz weniger haptischer Schalter absolut unkompliziert bedienen lassen.

Das liegt an der feinen Bedienstruktur, frei nach dem Motto: “Weniger ist mehr”, Soll heißen, die bereits vorgegebenen Grundeinstellungen passen in der Regel perfekt oder aber es gibt gleich keine weitere Auswahl, wie zum Beispiel das Fehlen des allgemein üblichen “Sport”-Modus beweist. Der Polestar 2 ist einfach von Grund auf perfekt voreingestellt – er passt in seiner Konfiguration einfach jedem Fahrer.

Der zweite wichtige Grund für diese Unkompliziertheit ist das tolle Android Bedien-Design.

Über das super-sensible Touchpad wählt man die jeweilige Funktion über große Bedienkacheln oder man spricht gleich mit Google, was in der Regel auch super funktioniert. Grundsätzlich wird im Polestar 2 nur das vordergründig hergezeigt, was auch wirklich wichtig ist – auf Spielereien wird weitgehend verzichtet. Dadurch ist die Bedienung extrem easy. Dennoch kommt man auch verspielten Naturen in Form der Möglichkeit entgegen, sich über das eigene Google-Konto Apps ins Fahrzeug zu laden.

Die Zurückhaltung verliert der Polestar 2, wenn man einmal kräftiger aufs Fahrpedal drückt.

Dann liefern zwei Elektromotoren mit zusammen 408 PS und 660 Newtonmeter Drehmoment massiven Vortrieb – und diesen dank Allrad immer schlupffrei. Zusammen mit der gelungenen Fahrwerksabstimmung und einer präzisen Lenkauslegung macht die gebotene Power auch abseits der Längsbeschleunigung mächtig Spaß.

Grundsätzlich animiert aber der Polestar nicht zwingend zum Andrücken. Dieses Faktum fördert die Reichweite, die in unserem Fall trotz winterlicher Temperaturen circa 280 Kilometer betrug. Wenn es wärmer wird, sollten aber locker hundert Kilometer mehr drinnen sein. Ist der 78 kWh fassende Akku leer, lässt er sich mit einer Leistung von maximal 155 kWh an der Schnellladesäule wieder hochladen. Die Ladung auf 80 Prozent sollte damit in erträglicher Wartezeit erledigt sein.

Fazit

Polestar ist es auf Anhieb gelungen ein brauchbares Elektroauto mit erhöhtem “Will-haben”-Faktor auf die Räder zu stellen. Dass das Autoauch jede Menge Volvo-Gene mit an Bord hat, ist ein echter Vorteil. Tolle Crashsicherheit (5 Sterne beim Euro NCAP Test) und das hohe Produktions-Know-how sind nur zwei Assets. Der Polestar 2 Longe Range Dual Motor steht ab EUR 50.900 in der Preisliste. Unser fast komplett ausgestatteter Testwagen schlug sich mit 58.900 Euro zu Buche.

Seit kurzem müssen interessierte Oberösterreich auch nicht mehr nach Wien pendeln um den Polestar 2 probezufahren:

Autowelt Linz, Franzosenhausweg bietet als einziger Betrieb in OÖ Probefahrten an. Gekauft wird der Polestar 2 dann online. Interessierte können auf der Polestar Website ihr Wunschfahrzeug konfigurieren oder aus bereits vorkonfigurierten Modellen wählen.

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