Als der Porsche Cayenne 2002 auf den Markt kam, erntete er viel Kritik, rettete allerdings Porsche damals das Leben. Mittlerweile haben alle namhaften Sportwagenmarken ein SUV im Programm und der Cayenne hat sich nicht nur etabliert, er wurde mit rund 1,25 Millionen verkauften Stück auch zum Bestseller.
Den Verkaufserfolg wollte Porsche klarerweise prolongieren und präsentierte mit dem letzten Facelift viele Änderungen – am Konzept des Cayenne wurde allerdings eisern festgehalten. Auch beim Antrieb blieb vieles beim Alten. Was heißen soll: Ein vollelektrischer Cayenne steht noch in den Sternen. Was aber nicht bedeutet, dass sich bei der Elektrifizierung des SUV nichts getan hätte.
Optisch fällt das Facelift erst auf den zweiten Blick auf, obwohl die ganze Front davon betroffen ist. Die leicht modifizierten Kotflügeln, sowie ein markanterer Frontspoiler fallen am ehesten ins Auge. Auch das neue Modell gibt es weiterhin mit klassischem Dach oder als viertüriges Coupé. Unterm Strich wirkt die Optik jetzt etwas moderner, was man allerdings erst bemerkt, wenn das Vorjahresmodell direkt daneben steht.
Wir hatten das Porsche Cayenne e-Hybrid Coupé für einen Kurztest bei uns zu Gast. Der Plug-in-Hybrid liefert eine Systemleistung von 470 PS und wenn man so will, handelt es sich hierzulande um das Cayenne-Einstiegsmodell – zumindest monetär. Möglich macht´s der Entfall der NoVA. Unser Testwagen trug die Porsche-typische Farbe „Kreide“ – ein sehr helles Grau, welches sich im Testalltag als extrem schmutzunempfindlich erwies. Da fällt nicht einmal die mittlerweile alltägliche Saharastaub-Packung auf. Zusammen mit schwarzen Anbauteilen und den ebenfalls dunklen 21-Zoll-Felgen ergibt sich ein höchst stimmiges Bild.
Innen fallen die Änderungen deutlicher aus. Das Armaturenbrett erinnert jetzt ein wenig an den Porsche Taycan. Hinter dem Lenkrad wölbt sich ein 12,6-Zoll-Curved-Display – ganz ohne Hutze. Der Automatik-Wählhebel ragt als Schaltwippe rechts vom Lenkrad aus dem Armaturenbrett. Links der Startknopf. Die Klima-Bedienung erfolgt über ein zusätzliches Touchpanel mit integrierten Tasten unter dem zentralen Bildschirm. Insgesamt gibt´s keine Probleme bei der Bedienung – die leidige Tempolimit-Warnung lässt sich mit einer programmierbaren Taste am Lenkrad umweglos killen.
Verarbeitung und Materialien sind wie gewohnt hervorragend, sowas erwartet man einfach von Porsche. Vor allem die Carbon-Intarsien des Testwagens sind von allererster Güte. Ebenfalls perfekt, die Sitze – sie lassen sich perfekt einstellen, sind super bequem und stützen die Passagiere in Kurven, wenn der Fahrstil mal Porsche-typisch wird. Denn auch das kann der Cayenne neben all dem Komfort ganz vorzüglich.
Beim Fahrwerk hat Porsche einiges weiterentwickelt. Man ist vom Dreikammer-Einventil-System auf ein Zweikammer-Zweiventil-System umgestiegen. Klingt kompliziert, ist es wahrscheinlich auch, verbessert aber den Fahrkomfort deutlich. Generell gilt, dass der neue Cayenne eine unglaubliche Spreizung von knackig sportiv bis kuschelig komfortabel bietet. Somit macht auch der obligate Drehknopf am Lenkrad Sinn – im Cayenne spürt man jede Modusänderung deutlich.
Den Antrieb selbst kennen wir schon in der Grundzügen aus dem neuen VW Touareg eHybrid. Im Cayenne fühlt sich das Ganze klarerweise aber ein wenig schärfer an. Hier wird auch was für die Ohren geboten – der V6-Turbo grollt herrlich sonor. Fährt man rein elektrisch – und das funktioniert auch hervorragend über längere Distanzen (rund 60 km) – wird ein ziemlich bedrohlicher Sound eingespielt – klingt irgendwie wie ein aufziehendes Gewitter und passt perfekt zu diesem sportlichen SUV.
Die ordentliche Power der Hybrid-Einheit kaschiert das hohe Eigengewicht (2,5 Tonnen) des Porsche Cayenne e-Hybrid wirkungsvoll. Zusammen mit der grenzgenial-präzisen Lenkung und den standfesten Bremsen lässt sich das Trumm auch richtig deftig im Sport Plus-Modus durch die Kurven prügeln. Apropos Spreizung – die gibt’s auch beim Verbrauch. Der reicht von nahezu null mit vollem Akku bis ins zweistellige Fach, wenn man es mal wissen will.
Auch der Rest des Fahrzeugs glänzt mit Praktikabilität: Das LED-HD-Matrixlicht zum Beispiel, welches mit 32.000 Pixel je Scheinwerfer den Gegenverkehr noch präziser ausblendet und bei einer Fahrbahnverengung die Fahrzeugbreite auf die Straße projiziert. Zudem leuchtet es vor dem Spurwechsel die benachbarte Fahrbahn aus. Aber auch das serienmäßige LED-Matrix-Licht mit seiner markanten Vier-Punkt-Optik funktioniert perfekt.
Unterm Strich
Der neue Porsche Cayenne e-Hybrid steht definitiv am Höhepunkt seines Schaffens. Auch wenn´s schade ist, die nächste Generation wird höchstwahrscheinlich vollelektrisch daherkommen. Sein Preis ist markentypisch: Erst ab 113.182 Euro wechselt der Porsche Cayenne e-Hybrid über die Ladentheke.
Daten Fakten Porsche Cayenne e-Hybrid
Antrieb: 3,0-Liter Sechszylinder / E-Motor
Gesamtleistung: 470 PS
Max. Drehmoment: 650 Nm
Vmax: 250 km/h
0 – 100 km/h: 4,9 Sekunden
Testverbrauch: ca. 9 Liter /100 km
Preis: ab 113.182 Euro