Mit dem neuen Range Rover erklimmt die Marke erneut den Gipfel aus Komfort, Luxus und Souveränität – und bräuchte nicht einmal eine Straße dafür.
Seit über 50 Jahren ist der Range Rover die Benchmark, wenn es darum geht, reiche Leute so bequem wie möglich auf jedem erdenklichen Untergrund ans Ziel zu bringen. In dieser Zeitspanne hat der edle Allradler mit jeder Generation gewonnen und darf getrost als eines der fähigsten, wenn nicht sogar das beste Fahrzeug seiner Sorte gelten.
Ein Range Rover bleibt ein Range Rover.
Die Marke bleibt sich nach wie vor stilistisch treu, hechelt nicht offensiv der asiatischen und amerikanischen Kundschaft nach (die kaufen ihn sowieso so wie er ist) – man verzichtet bewusst auf den Protz-Faktor der Konkurrenz – funkelnde Swarowsky-Kristalle oder einen schwellenden Kühlergrill findet man im Range nicht – das Fahrzeug bleibt trotz seiner Mächtigkeit angenehm zurückhaltend und wird ob seiner Zeitlosigkeit auch länger Gefallen finden.
Maximales Weglassen war anscheinend die Grundlage der Range Rover Designer. Das Auto wirkt wie aus einem Guss – aufgrund extrem enger Spaltmaße sind Fugen kaum zu sehen. Auch die Türgriffe sind wie bei Velar oder Evoque versenkt und in der Regel unsichtbar.
Der stilistische Höhepunkt ist aber das sogenannte “Boat-Tail”-Heck, es ist völlig clean designed. Die LED-Rückleuchten verstecken sich hinter einer u-förmigen, glänzend schwarzen Leiste. Werden sie eingeschaltet, erwacht das schwarze Band zum Leben und wechselt edel die Farbe, je nach Bedarf.
Range Rover legt Wert auf perfekte Geräuschdämmung und neuerdings auch auf “Noise Cancelling”.
Den Range Rover gibt es mit zwei verschiedenen Radständen, vier oder fünf Sitze sowie auf Wunsch auch mit dritter Sitzreihe und sieben Sitzen. Der Komfort ist immens – vor allem akustisch. Per Gegenschall eliminiert das Soundsystem aktiv auftretende Frequenzen und solide Geräuschdämmung kapseln die Passagiere des Range Rovers akustisch komplett von der Außenwelt ab. In Zeiten wie diesen ebenfalls wichtig: Eine aufwändige Filteranlage eliminiert die Luft von Viren und unangenehmen Gerüchen.
Wir hatten jetzt das Vergnügen, den neuen Range Rover durchs Salzburger Land zu pilotieren.
Schon beim Starten stellt man fest: Egal was unter der Haube steckt – es treibt den Wagen ordentlich an. Außerdem muss man schon genau hinhören, um welche Art Antrieb es sich handelt. Unsere erste Wahl in Sachen Effizienz und Power war der mild hybride Sechszylinder-Diesel mit 350 PS, den wir sowohl als Long Wheelbase als auch in der “kurzen” Version testen konnten.
Passend zur Stille im Wageninneren zeigt sich die Fahrwerksabstimmung: Auch wenn es abgedroschen klingt – man scheint mit dem Range Rover durch die Gegend zu schweben, so perfekt federt das Luftfahrwerk – da dürfte sich der noble Brite schon ziemlich seinem Luxus-SUV Kollegen Bentley Bentayga annähern. Bei allem Komfort verfügt der Range trotzdem über die nötige Präzision um auch kurvige Strecken würdig zu meistern – da wankt nichts, der Aufbau bleibt stets ruhig und gelassen. Einzige Voraussetzung für flottes Dahinströmen ist höchstens eine angemessen breite Straße. Und dass so ein Range Rover auch im Gelände nach wie vor eine Macht ist, glauben wir, ohne es selbst ausprobiert zu haben.
Und wenn man jetzt denkt, man sitzt in einem trägen, schweren Fahrzeug, dann wird einem dank der serienmäßigen Allradlenkung ein Strich durch diese Annahme gemacht. Dieses Riesentrumm von einem Auto lässt sich dank dieser Technologie behändig wie ein deutlich kleineres Fahrzeug durch die Kurven scheuchen – und dank seines Wendekreises von nicht einmal elf Metern hat man auch in engen Tiefgaragen keine Not – egal ob man die “Long Wheelbase”-Variante fährt oder die Normalversion mit “bloß” gut fünf Metern Länge.
Neben dem von uns gefahrenen 350-PS-Diesel bietet Range Rover noch eine Reihe weiterer starker Sechs- und Achtzylinder-Triebwerke zur Auswahl an.
Alle vier Sechszylinder, ein Benziner und die drei Diesel besitzen drei Liter Hubraum und arbeiten mit einem Mild-Hybrid-System zusammen. Das Leistungsangebot der Dieselmotoren reicht von 249 PS über 300 PS bis 350 PS – auf 400 PS kommt der Sechszylinder-Ottomotor. Es gibt auch zwei Plug-in-Hybride mit einer Systemleistung von 440 und 510 PS deren 38 kWh-Lithium-Akku laut Hersteller100 Kilometer rein elektrisch erlaubt. Die Spitze stellt ein neuer V8-Twinturbo Benziner mit 530 PS dar.
In zwei Jahren schiebt Range Rover dann noch ein rein elektrisch betriebenes Modell nach. Man munkelt von 800 Volt-Technik und wenigsten 400 Kilometer Reichweite. Auch der E-Range wird voll geländetauglich sein – und auch das glauben wir aufs Wort.
In Sachen Preisgestaltung sollte man eher schmerzbefreit sein – der neue Range Rover startet bei 138.958 Euro – allerdings auf der nach oben offenen “Range Rover-Skala”. Also auch 200.000 Euro und mehr sind je nach Motorisierung und Auswahl der Extras drinnen. Dennoch verkauft sich der Range Rover sehr gut – die Nachfrage ist dem Vernehmen nach riesig.