Man nehme einen VW ID 3 und treibe ihm das Kindchen-Schema aus. Fertig ist der Cupra Born. Glauben viele, nur so einfach ist das nicht.

Zwar steht der Cupra Born auf der gleichen Plattform wie sein Konzernbruder ID 3 von VW, doch die beiden Stromer sind alles andere als eineiige Zwillinge. Das beginnt schon bei den Maßen: So ist der Cupra um sechs Zentimeter länger als der VW dafür aber drei Zentimeter niedriger, bei jedoch gleichem Radstand. Die paar Zentimeter hören sich nach nicht viel an, im Automobilbau reicht das aber aus, um zwei Fahrzeuge deutlich unterscheidbarer zu machen.

Aus rund wurde kantig – Cupra eliminierte die rundlichen Formen des VW ID 3 und verpasste dem Cupra Born jede Menge Kanten. Die tief herunter gezogene Fronthaube ist geprägt von einem Wechsel aus konvexen und konkaven Flächen, die kantige Front reckt sich trotzig in den Luftstrom. Charakteristisch sind auch die dreieckigen LED-Scheinwerfer, hinzu gesellen sich die Seitenschweller und die fließenden seitlichen Linien, die dem Born eine keilförmige Statur verleihen.

Das markante Design der beim Testwagen schwarz lackierten Leichtmetallfelgen und jede Menge kupferfarbene Akzente sind bei Cupra markentypisch. Auffällig ist auch der angedeutete Diffusor am Heck. Wenn er so vor einem steht, lässt der Born bereits am Stand großes sportliches Potenzial erahnen. Ob sich das auch in Fahrt bestätigt, haben wir ausprobiert.

Doch zunächst steigen wir mal ein. Wie im VW-Konzern mittlerweile üblich, ist auch das Lenkrad des Born mit berührungssensiblen Schaltern und Slidern versehen. Dass deren Bedienung nicht das Gelbe vom Ei ist, haben wir schon bei den Tests von VW ID 3 und VW Golf 8 festgestellt. Und so passiert es auch im Cupra Born des Öfteren, dass im Eifer des Gefechts aus Versehen ein Knopf berührt und damit auch ungewollte Funktionen ausgelöst werden. Der Fahrwählhebel versteckt sich rechts hinter dem Lenkrad – ebenfalls eine der Gemeinsamkeiten mit der VW ID-Familie.

Die Innenraumgestaltung ist weitgehend mit der des VW Genspenders ident, sieht man von anderen Oberflächendesigns und Farben ab. Fazit: Die Verarbeitung ist gut, die ästhetische Anmutung bei näherem Hinsehen teilweise aber eher durchschnittlich – die Verwendung von Hartplastik dominiert, ebenfalls wie die Dominanz des Sparstifts in Bereichen, die sowieso nicht allzu viel gekostet hätten. Als Beispiele seien hier die in der Fahrertür fehlenden Fensterheber-Tasten für die Fondscheiben oder die Abwesenheit von geräuschdämmenden Matten in den Ablagefächern genannt.

Freude stellt sich jedoch beim Wegfahren ein. Wie bei allen Elektroautos ist volle Power vom Start an vorhanden, das Auto legt los, wie es das Karosseriedesign versprochen hat. Trotz des Gewichts von fast zwei Tonnen wird der Hunderter in wenig mehr als sieben Sekunden pulverisiert. Bis dahin macht der Born dem sportlichen Anspruch der Marke Cupra alle Ehren, besonders in resch gefahrenen Kurven macht der Wagen enorm viel Spaß. Das liegt an der guten Gewichtsverteilung – die relativ schwere Batterie liegt tief in der Mitte zwischen den Achsen, ihr Gewicht hält den Fahrzeug-Schwerpunkt perfekt nahe an der Straße.

Bei aller Sportlichkeit ist der Komfort trotzdem ausgezeichnet, die sportlichen Sitze bieten neben perfektem Kurvenhalt auch super Bequemlichkeit und sind somit auch für die Langstrecke geeignet. Schluss mit der Sportlichkeit ist freilich bei der Höchstgeschwindigkeit des Cupra Born, die aus Rücksicht auf die Reichweite schon bei 160 km/h elektronisch abgeregelt wird.

Stichwort Reichweite. Im Lithium-Ionen-Akku des Cupra Born Testwagens steckte eine Kapazität von 58 Kilowattstunden, was dem Auto eine WLTP-Fahrstrecke von bis zu 424 Kilometern verleihen soll. In unserem Test bei winterlichen Temperaturen, waren es gute 250 Kilometer, die wir mit einer Akku-Füllung schafften. Bei gemäßigteren Konditionen sollten durchaus 100 Kilometer mehr drinnen sein. Fast noch wichtiger als die Reichweite ist uns allerdings die Ladegeschwindigkeit.

Der getestete Cupra Born Alpha schafft maximal 125 kW am Schnelllader. Von nahezu leer auf 80 Prozent ist die Sache im Idealfall in circa 40 Minuten erledigt. Zuhause an der 11 kWh Wallbox darf man mit sechs bis sieben Stunden rechnen, bis der Akku komplett gefüllt ist.

Großen Einfluss auf den Stromverbrauch haben naturgemäß die vier Fahrmodi Range, Comfort, Performance und Individual, unter denen man wählen kann. Wir sind gerne im Comfort-Modus gefahren – auch da gibt´s Durchzug satt und keinerlei Entzugserscheinungen, während Range den Enthusiasmus des Born zügelt und somit auch den Verbrauch senkt. Im Comfort-Modus erreichten wir einen Durchschnittsverbrauch von rund 20 kWh auf hundert Kilometern.

Fazit

Der Cupra Born erweist sich als ideales E-Fahrzeug für junge oder jung gebliebene Autofahrer, denen der VW ID 3 vielleicht einen Tick zu konservativ ausgefallen ist. Neben der sportlichen Statur erhält man auch dynamische Fortbewegung – zumindest bis 100 km/h – aber auch zusätzlich die Praktikabilität des VW Genspenders.

Daten Fakten Cupra Born Alpha
Antrieb: Permanentmagneterregte Synchronmaschine ,Heckantrieb, 1-Gang-Automatik
Leistung: 204 PS
Drehmoment: 310 Nm
Vmax: 160 km/h
0 auf 100 km/h: 7,3 Sek.
Reichweite: 424 km (WLTP)
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 16,8–15,5 kW/h
Testverbrauch: 20,2 kWh
Preis: EUR 35.390

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