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Alpine A110 GT – Das Leben ist eine Kurve.

Alpine A110 GT Test

Es gibt sie noch, diese durchtrainierten Sportler, die mit überschaubarer Leistung und niedrigem Gewicht dem Fahrspaß frönen. Der französische Sportwagenhersteller Alpine hält in diesem Segment die Fahne hoch.

Alpine A110 GT Test

Ich hatte jetzt das Vergnügen, ein paar Tage mit einer Alpine A110 GT zu verbringen und war vorab ob der euphorischen Berichte darüber auch schon ziemlich gespannt, was da auf mich zukommt. Schon die Abholung im Alpine Centre LINZ gestaltet sich höchst befruchtend. Markenleiter Philipp Maureder residiert in seinem Shop zwischen einer ansehnlichen Anzahl an kunterbunten Modellen des französischen Herstellers – es gibt definitiv schlechtere Arbeitsplätze. Bei einem Espresso wird Benzin geplaudert und die Übergabe abgewickelt.

Alpine A110 GT Test

Die Wahl fällt auf eine Alpine A110 GT in „Gris Montebello“, ein helles Silber-Metallic, welches dieses Fahrzeug erstaunlich zurückhaltend wirken lässt. Das zierliche, nur 1184 Kilo leichte Auto streckt sich auf ganze 4,18 Meter und erreicht auch in der Höhe lediglich 1,25 Meter. Mit 1,98 Metern ist sie dafür relativ breit. Alpine vermeidet es, den Wagen mit – zwar effektheischenden aber fahrdynamisch gar nicht so optimalen – überdimensionierten Rädern auszustatten. 18 Zoll reichen – BMW würde wahrscheinlich 20-Zöller montieren. Davon profitiert der Komfort und auch wenn´s heftiger wird, liefert das Fahrwerk punktgenau ab.

Mein Testwagen ist noch ziemlich frisch, hat noch keine 150 Kilometer auf der Uhr.

Es ist schon erstaunlich, da stehst du vor diesem kleinen Sportwagen und fragst dich, ob du da überhaupt ordentlich reinpasst. Dann steigst du ein und … es gibt Platz in Hülle und Fülle. Natürlich nur für Zwei, denn hinter den Sitzen wohnt ja der 1800er-Turbo. Kopf-, Ellenbogen- und Beinfreiheit sind mehr als ordentlich. Auch die Sabelt-Schalensitze passen wie angegossen. Lediglich beim Gepäck sollte man etwas flexibler sein, sonst passt es gleich gar nicht durch die enge Kofferraumlücke im Heck – aber keine Bange, auch vorne unter der Haube findet sich Platz für kleine, weiche Behältnisse. Und überhaupt – wer mehr transportieren will, sollte sich einen Kombi gönnen.

Alpine A110 GT Test

Das Design des Interieurs entspricht dem Wesen der Alpine.

Die Basics zum Autofahren und ein paar Extra-Features für den Komfort sind vorhanden, dies alles ist fein durch designed und auch hochwertig verarbeitet. Der kleine Touchscreen am Dashboard liefert Infotainment-Infos, Navi und was fast am wichtigsten ist, das Bild der Rückfahrkamera. Focal sorgt auf Wunsch für tollen Hi-Fi-Sound, was in diesem Auto allerdings eher von untergeordneter Wichtigkeit ist. Man blickt auf ein digitales Kombiinstrument hinter dem optimal dimensionierten Leder-Sportlenkrad. Auf der Mittelkonsole befinden sich die drei Fahrschalter des serienmäßigen 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe (EDC) und ganz wichtig, der extra-große knallrote Startknopf – da drücken wir gleich mal drauf …

Alpine A110 GT Test

Böse knurrend erwacht der Vierzylinder hinter den Sitzen.

Noch ist das gute Stück kalt und unausgeschlafen. Der Motor wirkt wie ein Profisportler, der in aller Früh aufgeweckt wird – also ziemlich grantig. Nach ein paar Sekunden stabilisiert sich die Drehzahl und ich lege mittels Knopfdruck die Stufe D ein – wir lassen es gemütlich angehen, müssen beide noch warm werden. Die flinke EDC-Automatik hangelt sich die Gänge widerstandslos hoch, bald sind wir im fünften von sieben Gängen angelangt und schlendern knapp über Leerlaufdrehzahl durch die City. Schön langsam wird die Maschine warm – die Geräuschkulisse ähnelt einem normalen Familienauto. Wer so mit seiner Alpine fährt, erntet tolle Effizienz und volle Alltagstauglichkeit, lediglich die direkt ausgelegte Lenkung und das straff aber nicht ungemütliche Fahrwerk deuten im Ansatz bereits darauf hin, was dieses Auto eigentlich kann.

Ich erreiche den Stadtrand und drücke auf den lustigen roten Sportknopf am Lenkrad.

Die Anzeige hinter dem Lenkrad ändert sich – Sportanzeigen werden sichtbar. Gleichzeitig schaltet auch das EDC einen Gang zurück und hält die Drehzahl höher. Wer jetzt ein zweites mal auf „D“ drückt, darf mit den fix montierten Metallpaddels hinter dem Lenkrad selbst schalten – und genau das mache ich jetzt. Ein Zupfer mit der Linken und das DSG schaltet pfeilschnell und begleitet von einem mächtigen Gasstoß in die Zweite runter. Gleichzeitig atmet der Turbo hörbar tief ein – die Luftansaugung ist direkt hinter dem linken Fahrerohr platziert, die Drehzahl explodiert und der Sportauspuff öffnet seine Klappen. Dritte. Vierte. Fünfte. Halleluja!

Alpine A110 GT Test

Jekyll und Hyde. Auch die Alpine hat zwei Gesichter.

Die kleine PS-Anzeige nähert sich jetzt kurzfristig der schönen Zahl 300 – viel Zeit habe ich allerdings nicht um das zu realisieren, zu schnell ist der Hunderter auf der Bundesstraße gefallen (0 – 100 km/h: 4,2 Sekunden). Rein in die erste Kurve, anbremsen, runterschalten, einlenken – wow! Die Lenkung funktioniert gnadenlos direkt und superpräzise. Die Bremsen haben mit der leichten Alpine ebenso wenig Probleme wie das Fahrwerk, welches die Fuhre perfekt in der Waage hält. Ja, es lebe die Kurve! Schnell komme ich in einen beschwingten Flow – es ist eine Freude, wiedermal so ein leichtgewichtiges Gerät zu bewegen, überhaupt wenn man daran gewöhnt ist, mit elektrifizierten Zweitonnern durch die Gegend zu cruisen.


Alpine – die Geschichte der A110 in aller Kürze:
Als Alpine vor gut sechs Jahren Alpine beschloss eine Neuauflage der legendären A110 auf die Straße zu bringen, war der Jubel der Fans grenzenlos. Die ultraflache Ur-Alpine A110 gehörte schließlich damals zu den absoluten Spitzengeräten ihrer Zunft. Der französische Sportwagen war ein höchst puristisches Gerät, dank leichter Kunststoffkarosserie brachte die Alpine gerade einmal 750 Kilogramm auf die Waage und wurde so zum französischen Porsche-Schreck. Mit einer Leistung von bis zu 138 PS galt die Alpine Ende der Sechziger als kraftstrotzende Fahrmaschine, die die Konkurrenz in Grund und Boden fuhr. Nicht nur auf Asphalt sorgte die Flunder für Furore, mehrfache Siege bei der Rallye Monte Carlo sprechen eine klare Sprache. 1971 und 1973 holte sich Alpine dann sogar den Titel in der Rallye-Weltmeisterschaft. Aufgrund ihrer extrem geringen Höhe passt nicht ein jeder in die alte Alpine und auch das eher kritische Fahrverhalten sowie die empfindliche Technik erfordert erfahrene Piloten.


Die Probleme der alten Alpine kennt die neue nicht.

Ganz im Gegenteil – die neue A110 ist frei von jeglicher Zickigkeit. Wer möchte, verwendet die Alpine als Daily-Driver, fährt Sonntag morgens im Automatik-Modus still und unauffällig zum Bäcker Semmeln holen und dann nach dem Frühstück damit auf die Rennstrecke, um dort wild brüllend seine Runden im Track-Modus zu drehen. Beides funktioniert vorzüglich. Flottes Kurvenfräsen über Land geht sowieso im Rahmen des Gesetzes, man fährt die meisten Kurven halt mit den erlaubten hundert Sachen. Und was man nicht außer Acht lassen sollte: Man fährt mit der Alpine A110 ein wirklich exklusives Fahrzeug. Sogar die einzelnen Lackfarben sind auf 110 Stück limitiert – unsere in „Gris Montebello“ lackierte Alpine ist in dieser Farbe zum Beispiel gar nicht mehr erhältlich. Aber keine Angst, es gibt noch eine Vielzahl an schönen nicht vergriffenen Farben.

Mein Fazit

Die Jubelmeldungen kann ich klar nachvollziehen. Fahrdynamisch ist die Alpine A110 GT ein waschechter Leichtbau-Sportwagen, der Kurven nach Lust und Laune vernascht, dabei aber den Alltag nicht außen vor lässt. Die Konkurrenz ist rar – auf Anhieb fällt mir da nur der Porsche 718 Cayman ein, nur ist der ausstattungsbereinigt deutlich teurer, weniger exklusiv und vor allem um gut 200 Kilo schwerer. Mein Appell an alle Petrol-Heads: Sichert euch noch schnell ein Exemplar für schlechtere Zeiten, denn auch die verbrennende Alpine hat ein Ablaufdatum.

Daten Fakten: Alpine A110 GT
Motor: R4-Benziner Turbo
Hubraum: 1798 ccm
Leistung: 300 PS bei 6300 U/min
Drehmoment: 340 Nm bei 2400 U/min
Vmax: 260 km/h
0 – 100 km/h: 4,2 Sek.
Durchschnittsverbrauch: 7,0 Liter Super
Testverbrauch: 10,2 Liter Super
Einstiegspreis A110: 67.150 Euro inkl. MwSt & NoVA
Basispreis A110 GT: 77.300 Euro inkl. MwSt & NoVA

Mehr Infos: www.sonnleitner-auto.com/at/alpine

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