Wie gestaltet sich der Alltag mit einem Elektroauto und wie wichtig ist die Reichweite wirklich? Wir haben´s ausprobiert.
Wenn man über Elektromobilität redet, dann eskaliert nicht selten das Gespräch. Die einen reden von Gewohnheitseffekt und toller Sache und die anderen verteufeln das Ganze. Das Hauptargument der Gegner ist meistens die fehlende Reichweite sowie der Verlust von Spontanität. Doch wie sieht die Sache wirklich aus, wenn man sich so ein Auto dann tatsächlich kauft?
Wie bei jedem Autokauf, will das Ganze gut geplant sein.
Die Entscheidungen rund um einen Autokauf waren in der „guten alten Zeit“ etwas einfacher: Die Fragen nach Größe, Benzin oder Diesel, Leistung, Lieblingsmarke, Farbe, Ausstattung und schlussendlich der Preis wollten zuerst beantwortet werden.
Fast noch wichtiger sind jetzt zusätzliche Fragen, die eher auf den Umgang mit dem neuen Auto abzielen: Man sollte sich überlegen, was man mit dem Auto generell vorhat, wo man damit fährt, wie weit und nicht zuletzt ob die infrastrukturellen Umstände passen. Schließlich will man sein Elektroauto ja nicht dauernd am teuren Schnelllader aufladen.
Zuerst einmal die Basisfragen, die wir für uns gleich beantwortet haben:
- Erst- oder Zweitwagen? Gibt´s ein Backup für längere Fahrten?
Antwort: Eindeutig Zweitwagen und ja, es gibt einen Verbrenner für etwaige Langstrecken. - Einsatzgebiet? Speckgürtel? City? Reise?
Antwort: Eindeutig Speckgürtel und Cityfahrten. Handliche Größe für Parkplatzsuche in der Innenstadt nötig. - Fahrzeuggröße? Wie viele Personen müssen mit? Laderaum? Parkplatzgröße?
Antwort: In der Regel maximal 2-4 Personen mit wenig Gepäck, Privatparkplatz am eigenen Grundstück ist vorhanden aber KEINE Garage oder Carport. - Infrastruktur? Kann ich zuhause laden? Wallbox? Lademöglichkeiten in der Nähe?
Antwort: Haushaltssteckdose zuhause ist vorhanden – Tragbare Wallbox wird angeschafft. Lademöglichkeiten in der Nähe ansonsten ebenfalls vorhanden. - Preis?
Antwort: Wenn möglich unter 30.000 Euro.
Nach kurzer Recherche war klar, dass es wohl keines dieser elektrischen PS-Monster werden würde – Stichwort Preis. Unsere Wahl fiel auf einen Peugeot e-208, ein Auto welches für viele Neuwagenkäufer quasi noch am Boden der Realitäten geblieben ist und so ziemlich punktgenau unseren Erfordernissen entspricht. Klar, auch der e-208 ist teurer als seine verbrennenden Kollegen aber dennoch für viele dank des Einstiegspreises von unter 30.000 Euro noch leistbar. Unser Peugeot ist noch das „alte“ Modell – er leistet geradeaus 100 kW und hat einen 50 kWh fassenden Akku. Die maximale Ladeleistung liegt bei 100 kWh – an der heimischen Wallbox schafft er 11 kWh. Ein Modell-Update mit mehr Leistung und größerem Akku steht unmittelbar bevor.
Reicht die Reichweite?
Peugeot gibt eine WLTP Reichweite von 350 Kilometern an – wie wir alle wissen, ein theoretischer Wert, den wir auch nicht erfahren konnten, in unserem Fall waren es rund 300 Kilometer im gemischten Betrieb. Wichtiger Hinweis: Wir bewegen unsere elektrischen Testwagen nicht verhalten sondern wie gewohnt ohne „Gasstreicheleinheiten“. Natürlich knabbern extreme Temperaturen – egal ob zu heiß oder zu kalt – an der Reichweite.
Und die Reichweite im Alltag?
Die Reichweitenfrage stellt sich nach kurzer Zeit gar nicht mehr. Warum? Ganz einfach, das Auto wird ständig „sanft“ mit niedriger Leistung daheim geladen – hat somit so gut wie immer einen gut gefüllten Akku. Und die gebotenen 300 Kilometer Echtreichweite muss man einmal im Speckgürtel-City-Einsatz verbrauchen. Fazit: Mehr braucht in diesem Einsatzgebiet kein Mensch. Und wenn doch mal Not am Mann ist, ist der relativ kleine 50-kWh-Akku am Schnelllader in Windeseile wieder gefüllt – Stichwort 100 kW Ladeleistung.
Geht´s ohne Garage?
Ohne Probleme! Wichtig ist nur der hemmungslose Zugang zu einer Steckdose. Sorgen vor Eis und Schnee braucht man sich sowieso keine machen, der Peugeot e-208 hat, wie fast alle Elektroautos eine programmierbare Standheizung – und zwar serienmäßig. Ebenso wie eine effiziente Wärmepumpe, die den Innenraum in Windeseile aufwärmt.
Und wie fährt er sich im Alltag?
Der hübsche Peugeot e-208 hat sich schnell zum Liebling der Familie gemausert. Der Wagen fühlt sich richtig sportlich an – das liegt am kleinen Lenkrad und dem damit verbundenen GoKart-Feeling und am im Wagenboden sitzenden Akku samt tiefem Schwerpunkt. Kurven schnupft der e-208 mit Verve – das liegt auch am noch nicht allzu hohen Gewicht. Gefahren wird im Regelfall im Normal-Modus. Der birgt den besten Spagat zwischen Vernunft und Gaudi – die vollen 100 kW Leistung gibt´s nur im Sport-Modus – ein Fall für die lustigen Momente. Auch nicht schlecht, der Eco-Modus – vor allem wenn der Verkehr dicht ist und man im Stop&Go Verkehr festhängt.
Und wenn´s dann doch mal auf die Langstrecke geht?
Auch das funktioniert mit dem kleinen Peugeot eigentlich recht gut. Ok, ein wenig Planung gehört schon dazu, denn so alle 200 Kilometer im Schnitt sollte man einen Schnelllader ansteuern. Und das will eben geplant sein. Mit den 100 kW Ladeleistung ist der Akku dann relativ schnell wieder gut gefüllt – und wenn man sich ehrlich ist, ist eine kleine Kaffeepause nach gut zwei Stunden Fahrt eh auch ganz nett.
Auf was sollte man beim Kauf eines Peugeot e-208 achten?
Das meiste bekommt man, wenn man die sportliche GT-Version wählt (ab EUR 33.410,-). Schöne Felgen, tolle Sportsitze und die coolen 3D-Instrumente sind dann dabei. Was man beim Konfigurieren nicht vergessen sollte: Keyless Go AND Entry. Sonst muss man jedes mal seinen Schlüssel aus der Tasche fummeln beim Öffnen der Türen. Und auch wenn unser e-208 in Schwarz mit schwarzen Felgen und schwarzem Interieur echt super aussieht – das Auto verdreckt innerhalb von gefühlten fünf Minuten. Also besser helle Farben wählen – heißer Tipp: Gelb oder Blau. Aber das ist Geschmackssache.